Mittwoch, 14. Mai 2014
Sie haben Ihr Ziel erreicht
aidon_focht, 18:13h
Ich bin fast vierzig. Bis vor einem halben Jahr war ich ein sehr stolzer Besitzer eines Nokia 6130.
Böse Stimmen haben immer wieder behauptet das sich das Nokia Museum darum bemüht, schließlich wäre es das einzige seiner Art das bis dahin immer noch benutzt werden würde… elendes Pack!
Dem Fortschritt immer hinterher blickend, belächelte ich meine „ jüngeren „ Kollegen, wenn es Mitte des Monats war und Ihr Guthaben alle und bereits zur Frühstückspause nur noch 15 % Akkuleistung zu Ihrer Verfügung stand.
Musste mein „Antikes“ Stück doch nur einmal in der Woche zart aufgeladen werden und bereits zur damaligen Kaufzeit gab es ein SMS Freipaket…
Es kam wie es kommen musste, eine jede Beziehung endet und somit auch meine innige Beziehung zu diesem geliebten Konsumstück.
Ersatz musste her! In einem unüberlegten Moment stellte ich die Frage welches zurzeit das Beste Mobiltelefon sei.
Offen in den Pausenraum gestellt sollte eine solche Frage nur im Beisein von einem Rechtsanwalt und einem Gewerkschaftsvertreter gestellt werden.
Der Anwalt nahm wirren Blickes, und mit einem Auge auf sein zukünftiges Einkommen das sich seit der Frage bedächtig erhöht hatte, die Zivilklagen wegen Beleidigungen und Gegenklagen wegen Verruf auf.
„ Du hast doch keine Ahnung“, „ G4 ist besser als das normale H Netz“, - „ Android gibt es bessere Apps und die Updates sind automatisch“
Ich fragte mich warum man ein Haarnetz tragen sollte, aber mittlerweile trage ich einen praktischen selbstgefalteten Hut aus Alufolie. Die Metallfarbe passt sowohl zum hintern freien Patientenumhang als auch zum modischen Sportsakko…
Der Gewerkschaftsvertreter handelte bereits mit der Geschäftsleitung einen neuen Tarifvertrag aus, weil es zum einen eh an der Zeit wäre und weil meine Kollegen nicht dazu zu bringen waren Ihre Arbeit wieder aufzunehmen, was in seinen Augen einem Streik mittels einer Vollabstimmung gleich käme.
Die Tirade die darauf folgte ließ mich die nächsten drei Wochen nicht schlafen. Ruhelos wälzte ich mich umher die Gesichter meiner Kollegen zum Teil Wutverzerrt schrien mich an:“ Saaamsung, Nokiaaa, Taco Bell…“.
Taco Bell ist die Ultimative Antwort der Amerikanischen Regierung auf Alles, zumindest in South Park: " Nene das ist kein abgestürtztes Ufo , hier wird ein Tacobell eröffnet.
Körperlich ein Wrack, ein Doktor auf den Fersen der immer wieder Kommentare abgab ich sei sein Studienobjekt, schließlich sei ich der Beweis dass man nur von Kaffee und Energydrinks leben könne.
Der nebenbei ein Interview gab während ich mich durch den Datendschungel kämpfte der sich vor meinen Augen aufbaute kroch ich in den Handystore:
Blass, Augenringe unter den Augen, möglicherweise etwas Schaum vor dem Mund krächzte meine ausgedörrte Kehle …meinen Wunsch heraus.
Achtzehn Tage Prüfteste, Resümees und Unboxed Videos und vieles mehr wovon ich nicht bis dahin nicht einmal wusste das es so etwas gab, brachte mich zu meinem neuen Gerät.
Der geschockte Storemitarbeiter hat mich später der Presse gegenüber als Penner im Gollumstyle beschrieben, ich weiß bis heute nicht was Er damit sagen wollte…
Gut ich hätte nicht versuchen sollen Ihm den Ringfinger abzubeißen als ich den Karton in Händen hielt, Er hätte ja auch seine verdammten Wichsgriffel von meinem Karton nehmen können kaum das ich Ihm das abgezählte Geld auf seinen Tresen geknallt habe.
Und ja.. ich habe eventuell etwas von einem Schatz gefaselt aber der Richter hielt mich während der Verhandlung für Reumütig und die hundertfünfzig Stunden Sozialarbeit, gebe ich meinen Freunden gegenüber als Ehrenamt aus!
Da saß ich nun am Ziel meiner Odyssee, die weißen Handschuhe ließen mich wie Mickey Mouse aussehen aber meinen schweißnassen Händen wollte ich es nicht zumuten das neue Gerät auszupacken.
Überhaupt war das Auspacken ein Problem für sich.
Schließlich stand einem Fachforum das die „ Displayfolie“ möglichst Staubfrei aufzubringen sei.
Einfach so!
Keine genauen Angaben.. nichts, selbst der Duden gab keine Aufschlüsse was „ möglichst“ nun meinte.
Mein Besuch im Baumarkt ist Gegenstand einer anderen Geschichte, aber glauben Sie mir, tragen Sie nie in der Abendlichen Dämmerung eine 2 Meter lange Folienrolle in Ihre Wohnung und verkleben dann Ihr Fenster mit Zeitungspapier.
Der Leiter der SEK Truppe hat dann doch meiner allzu neugierigen Nachbarin doch noch erklärt das ich weder ein Drogenlabor eingerichtet habe noch das ich eine Leiche kleinsägen wollte…
Der von mir geschaffene Reinraum war also die Perfekte Umgebung um die Verpackung zu öffnen. Zittrig schob ich das Skalpell zwischen Öffnung und Bodenteil des Kartons.
Der Tesafilm gab der scharfen Schneide nach, der Deckel ließ sich exakt öffnen.
Eine Woche träumte ich davon und rief auch nachts einen bis dato guten Bekannten an der ein IHK geprüfter Packmitteltechnologe war, und lies mir das Öffnen des Kartons Punkt für Punkt erklären.
Nebenbei möchte ich erwähnen dass es mittlerweile irgendetwas vor 3 Uhr Nachts war und Er von mir geweckt, in der Warteschleife meines Hausanschlusses wartete – Für den Fall das beim Öffnen etwas schief ging wollte ich Fachmännischen Rat.
Die Anhörung wegen seiner Unterlassungsklage war glaube ich diese Woche.
Da lag es vor Mir, eingepackt in Folie… meine Erregung ließ sich beinahe greifen, zumindest griff ich mir mehrmals an die Brust, der sich durch ungesunden Koffeingenuss anbahnende Herzinfarkt musste warten.
Weitere zwei Wochen später löste ich die Folie ab, die Gebrauchsanweisung konnte ich bis dahin sogar in Koreanisch wiedergeben, schließlich war dieser Teil bestimmt nicht umsonst von einem lizensierten Gerätehersteller abgedruckt worden…
Jedes Mobiltelefon so sagen die Testforen und Prüfberichte sei nur unter korrekten Feldversuchen auf die maximale Leistung zu prüfen.
So saß ich nun in meinem Auto, ließ es sanft in die extra dafür angeschaffte Halterung gleiten und schaltete das Gerät an.
Meine Damen und Herren ich fühlte mich wie der Vampir der im Kino das erste Mal einen Sonnenaufgang in Farbe sah, Bunte und Farbige Buchstaben tanzten über das „Display“ und bildeten unter meinem euphorischen Beifall das Logo dieses Gott gepriesenen Herstellers.
Da ein einfacher Testanruf bei einem wahllos ausgewählten Freund oder einem Bekannten nichts für einen mittlerweile erfahrenen Fachmann für moderne „ Handys“ war, wollte ich die GPS gesteuerte Tracking Funktion ausprobieren.
Mein Name, Meine Wohnadresse, meine Emailadresse für den „Newsletter“, meine Konfektionsgröße, eine „Feeds“ liste für das vereinfachte „Networking“ all das gab ich bereitwillig an.
Bis zu der Frage: Bitte geben Sie Ihr Geburtsdatum an.
Gesagt getan... eine wundervolle weibliche Stimme erklang und ließ verkünden:
Ihre Route wird berechnet.
Einfach so!
Ohne das ich eine Zieladresse eingeben musste ohne mein weiteres Zutun.
Ihre Route wird berechnet, vier Worte die mich nur kurz in den Gegenverkehr brachten weil ich unter Freudentränen nichts mehr sah.
Sie haben Ihr Ziel erreicht! Ratlosigkeit machte sich einem halben Tank später in meinem Inneren breit und die Euphorie sank als ich mich umblickte.
Vor mir hing ein bemoostes Schild:
Städtischer Friedhof
Das Klingeln das der geneigte Leser eventuell hört entsprang der kaputten Vitrine im weiter oben genannten Museum.
Es ist immerhin MEIN altes Mobiltelefon und noch kann ich schneller laufen als der Wachmann der hinter mir hinterher rennt…
Böse Stimmen haben immer wieder behauptet das sich das Nokia Museum darum bemüht, schließlich wäre es das einzige seiner Art das bis dahin immer noch benutzt werden würde… elendes Pack!
Dem Fortschritt immer hinterher blickend, belächelte ich meine „ jüngeren „ Kollegen, wenn es Mitte des Monats war und Ihr Guthaben alle und bereits zur Frühstückspause nur noch 15 % Akkuleistung zu Ihrer Verfügung stand.
Musste mein „Antikes“ Stück doch nur einmal in der Woche zart aufgeladen werden und bereits zur damaligen Kaufzeit gab es ein SMS Freipaket…
Es kam wie es kommen musste, eine jede Beziehung endet und somit auch meine innige Beziehung zu diesem geliebten Konsumstück.
Ersatz musste her! In einem unüberlegten Moment stellte ich die Frage welches zurzeit das Beste Mobiltelefon sei.
Offen in den Pausenraum gestellt sollte eine solche Frage nur im Beisein von einem Rechtsanwalt und einem Gewerkschaftsvertreter gestellt werden.
Der Anwalt nahm wirren Blickes, und mit einem Auge auf sein zukünftiges Einkommen das sich seit der Frage bedächtig erhöht hatte, die Zivilklagen wegen Beleidigungen und Gegenklagen wegen Verruf auf.
„ Du hast doch keine Ahnung“, „ G4 ist besser als das normale H Netz“, - „ Android gibt es bessere Apps und die Updates sind automatisch“
Ich fragte mich warum man ein Haarnetz tragen sollte, aber mittlerweile trage ich einen praktischen selbstgefalteten Hut aus Alufolie. Die Metallfarbe passt sowohl zum hintern freien Patientenumhang als auch zum modischen Sportsakko…
Der Gewerkschaftsvertreter handelte bereits mit der Geschäftsleitung einen neuen Tarifvertrag aus, weil es zum einen eh an der Zeit wäre und weil meine Kollegen nicht dazu zu bringen waren Ihre Arbeit wieder aufzunehmen, was in seinen Augen einem Streik mittels einer Vollabstimmung gleich käme.
Die Tirade die darauf folgte ließ mich die nächsten drei Wochen nicht schlafen. Ruhelos wälzte ich mich umher die Gesichter meiner Kollegen zum Teil Wutverzerrt schrien mich an:“ Saaamsung, Nokiaaa, Taco Bell…“.
Taco Bell ist die Ultimative Antwort der Amerikanischen Regierung auf Alles, zumindest in South Park: " Nene das ist kein abgestürtztes Ufo , hier wird ein Tacobell eröffnet.
Körperlich ein Wrack, ein Doktor auf den Fersen der immer wieder Kommentare abgab ich sei sein Studienobjekt, schließlich sei ich der Beweis dass man nur von Kaffee und Energydrinks leben könne.
Der nebenbei ein Interview gab während ich mich durch den Datendschungel kämpfte der sich vor meinen Augen aufbaute kroch ich in den Handystore:
Blass, Augenringe unter den Augen, möglicherweise etwas Schaum vor dem Mund krächzte meine ausgedörrte Kehle …meinen Wunsch heraus.
Achtzehn Tage Prüfteste, Resümees und Unboxed Videos und vieles mehr wovon ich nicht bis dahin nicht einmal wusste das es so etwas gab, brachte mich zu meinem neuen Gerät.
Der geschockte Storemitarbeiter hat mich später der Presse gegenüber als Penner im Gollumstyle beschrieben, ich weiß bis heute nicht was Er damit sagen wollte…
Gut ich hätte nicht versuchen sollen Ihm den Ringfinger abzubeißen als ich den Karton in Händen hielt, Er hätte ja auch seine verdammten Wichsgriffel von meinem Karton nehmen können kaum das ich Ihm das abgezählte Geld auf seinen Tresen geknallt habe.
Und ja.. ich habe eventuell etwas von einem Schatz gefaselt aber der Richter hielt mich während der Verhandlung für Reumütig und die hundertfünfzig Stunden Sozialarbeit, gebe ich meinen Freunden gegenüber als Ehrenamt aus!
Da saß ich nun am Ziel meiner Odyssee, die weißen Handschuhe ließen mich wie Mickey Mouse aussehen aber meinen schweißnassen Händen wollte ich es nicht zumuten das neue Gerät auszupacken.
Überhaupt war das Auspacken ein Problem für sich.
Schließlich stand einem Fachforum das die „ Displayfolie“ möglichst Staubfrei aufzubringen sei.
Einfach so!
Keine genauen Angaben.. nichts, selbst der Duden gab keine Aufschlüsse was „ möglichst“ nun meinte.
Mein Besuch im Baumarkt ist Gegenstand einer anderen Geschichte, aber glauben Sie mir, tragen Sie nie in der Abendlichen Dämmerung eine 2 Meter lange Folienrolle in Ihre Wohnung und verkleben dann Ihr Fenster mit Zeitungspapier.
Der Leiter der SEK Truppe hat dann doch meiner allzu neugierigen Nachbarin doch noch erklärt das ich weder ein Drogenlabor eingerichtet habe noch das ich eine Leiche kleinsägen wollte…
Der von mir geschaffene Reinraum war also die Perfekte Umgebung um die Verpackung zu öffnen. Zittrig schob ich das Skalpell zwischen Öffnung und Bodenteil des Kartons.
Der Tesafilm gab der scharfen Schneide nach, der Deckel ließ sich exakt öffnen.
Eine Woche träumte ich davon und rief auch nachts einen bis dato guten Bekannten an der ein IHK geprüfter Packmitteltechnologe war, und lies mir das Öffnen des Kartons Punkt für Punkt erklären.
Nebenbei möchte ich erwähnen dass es mittlerweile irgendetwas vor 3 Uhr Nachts war und Er von mir geweckt, in der Warteschleife meines Hausanschlusses wartete – Für den Fall das beim Öffnen etwas schief ging wollte ich Fachmännischen Rat.
Die Anhörung wegen seiner Unterlassungsklage war glaube ich diese Woche.
Da lag es vor Mir, eingepackt in Folie… meine Erregung ließ sich beinahe greifen, zumindest griff ich mir mehrmals an die Brust, der sich durch ungesunden Koffeingenuss anbahnende Herzinfarkt musste warten.
Weitere zwei Wochen später löste ich die Folie ab, die Gebrauchsanweisung konnte ich bis dahin sogar in Koreanisch wiedergeben, schließlich war dieser Teil bestimmt nicht umsonst von einem lizensierten Gerätehersteller abgedruckt worden…
Jedes Mobiltelefon so sagen die Testforen und Prüfberichte sei nur unter korrekten Feldversuchen auf die maximale Leistung zu prüfen.
So saß ich nun in meinem Auto, ließ es sanft in die extra dafür angeschaffte Halterung gleiten und schaltete das Gerät an.
Meine Damen und Herren ich fühlte mich wie der Vampir der im Kino das erste Mal einen Sonnenaufgang in Farbe sah, Bunte und Farbige Buchstaben tanzten über das „Display“ und bildeten unter meinem euphorischen Beifall das Logo dieses Gott gepriesenen Herstellers.
Da ein einfacher Testanruf bei einem wahllos ausgewählten Freund oder einem Bekannten nichts für einen mittlerweile erfahrenen Fachmann für moderne „ Handys“ war, wollte ich die GPS gesteuerte Tracking Funktion ausprobieren.
Mein Name, Meine Wohnadresse, meine Emailadresse für den „Newsletter“, meine Konfektionsgröße, eine „Feeds“ liste für das vereinfachte „Networking“ all das gab ich bereitwillig an.
Bis zu der Frage: Bitte geben Sie Ihr Geburtsdatum an.
Gesagt getan... eine wundervolle weibliche Stimme erklang und ließ verkünden:
Ihre Route wird berechnet.
Einfach so!
Ohne das ich eine Zieladresse eingeben musste ohne mein weiteres Zutun.
Ihre Route wird berechnet, vier Worte die mich nur kurz in den Gegenverkehr brachten weil ich unter Freudentränen nichts mehr sah.
Sie haben Ihr Ziel erreicht! Ratlosigkeit machte sich einem halben Tank später in meinem Inneren breit und die Euphorie sank als ich mich umblickte.
Vor mir hing ein bemoostes Schild:
Städtischer Friedhof
Das Klingeln das der geneigte Leser eventuell hört entsprang der kaputten Vitrine im weiter oben genannten Museum.
Es ist immerhin MEIN altes Mobiltelefon und noch kann ich schneller laufen als der Wachmann der hinter mir hinterher rennt…
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